Depression und kognitive Therapie

Die kognitive Therapie nach Aaron T. Beck setzt an den negativen Denk- und Betrachtungsweisen und den daraus resultierenden automatischen Gedanken an.
Beck sieht psychische Störungen als Folge fehlangepasster Einstellungen, einer einseitigen Betrachtungsweise und der damit verbundenen Denkfehler sowie automatischer Gedanken an.

Schemata und Denkfehler
Beck betont in seinem Ansatz vor allem die Bedeutung der verzerrten Sicht der Realität, die daraus resultierenden Wahrnehmungen und Interpretationen, für die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen.

Die kognitive Triade.

Die kognitive Triade drückt sich bei depressiven Patienten inhaltlich vor allem durch eine verzerrt-negative Sicht und Denkweise in Bezug auf sich selbst, ihre Umwelt und ihre Zukunft aus.
Diese verzerrte Sicht der Realität bestätigt und festigt sich immer wieder durch eine Reihe von typischen logischen Fehlern, die depressive Patienten begehen.

Es kann zwischen sechs Kategorien der typischen logischen Fehler bei der Informationsverarbeitung bei depressiven Patienten unterschieden werden.

Die Fehler können sowohl die Datensammlung als auch die Schlussfolgerungen aus den Daten betreffen.

1. Willkürliches Schlussfolgern
Darunter werden Schlussfolgerungen verstanden, die willkürlich, ohne jeden Beweis und oft sogar trotz gegenteiliger Erfahrungen aus alltäglichen Ereignissen gezogen werden.

Jeder Misserfolg im Leistungsbereich führt zu der Schlussfolgerung „Ich bin ein Versager“, ohne dass überprüft wird, ob die Aufgabe überhaupt lösbar war bzw. ob früher und in Zukunft immer Misserfolge eingetreten sind bzw. eintreten werden.

2. Selektives Verallgemeinern
Damit wird die Tendenz bezeichnet, einzelne Fakten aus dem Kontext zu nehmen und über zu bewerten, wobei andere, bedeutsamere Merkmale der Situation ignoriert werden.

Ein Klient interpretiert die Tatsache, dass die Kollegen ihn an einem Tag nicht mit in die Kantine nehmen, dahingehend, dass er denkt „Meine Kollegen mögen mich nicht“, obwohl ihn alle regelmäßig grüßen, zu Geburtstagen einladen und an anderen Aktivitäten beteiligen.

3. Übergeneralisieren
Dabei wird eine allgemeine Regel oder Schlussfolgerung auf der Grundlage eines oder mehrerer isoliert betrachteter Ereignisse gezogen und dann unterschiedslos auf ähnliche oder unähnliche Situationen übertragen.

Der Tod eines Familienangehörigen durch einen Unfall führt zu der Befürchtung, dass alle geliebten Personen bald durch Unfälle sterben könnten.

4. Maximieren und Minimieren
Dabei wird die Bedeutung oder Größe eines Ereignisses deutlich unter- oder überschätzt.

Beispiel: Das Ausbleiben eines erwarteten Briefes wird als höchst bedeutsam interpretiert, ein beträchtlicher beruflicher Erfolg als bedeutungslos.

5. Personalisieren
liegt vor, wenn äußere Ereignisse extrem auf die eigene Person bezogen werden, ohne dass es dafür Belege gibt.

Beispiel: Die Tatsache, dass der Partner einen Autounfall hatte, wird als Bestrafung für eine unmoralische Tat interpretiert.

6. Verabsolutiertes, dichotomes Denken, auch Schwarz-Weiß-Malerei oder Entweder-Oder-Denken genannt.
Diese Art des Denkens liegt vor, wenn alle Erfahrungen in zwei sich gegenseitig ausschließende Kategorien eingeordnet werden. Dazwischen liegende Abstufungen werden nicht mehr wahrgenommen.
Wenn der depressive Klient sich selbst beschreibt, wählt er negative Klassifizierungen.
Beispielsweise: makelhaft statt makellos, sündhaft statt heilig.

Fehlangepasste Einstellungen haben ihren Ursprung in der Kindheit und stellen unangemessene Schemata dar, sich in Relation zur übrigen Welt zu beurteilen.
Sie bilden die kognitiven Grundlagen für bestimmte Formen des Denkens, welche vor allem in Belastungssituationen deutlich werden.

Das heißt eine latente Disposition, die in der Kindheit z.B. durch soziales Lernen erworben wurde, wird unter bestimmten Umständen reaktiviert.
Die aktivierten Schemata suchen sich im Folgenden immer wieder selbst Bestätigung (selbsterfüllende Prophezeiung) durch die oben beschriebenen Fehler in der Informationsverarbeitung.

Dadurch kommt es zu einer Verengung des Denkens, das heißt zu einer deutlich verzerrten Sicht der Realität im Sinne der negativen Schemata.

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Niederkassel denkt selbst

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